Die Rotte von Marcus Fischer

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Buchempfehlung von Annika Mayr-Staufer, für diejenigen, die gerne aus den 70iger Jahren lesen,  vom kargen Bauernleben, eben ein moderner Heimatroman!

»Psychogramm eines Dorfes« Elfi Reisinger, eine junge Bäuerin, lebt Anfang der 1970er Jahre mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in der Rotte Ferchkogel, einer abgelegenen Siedlung im Voralpenland. Ihr Vater verschwindet eines Nachts, die Gendarmerie geht von Selbstmord aus. Durch den Tod des Bauern verschiebt sich das Gefüge in der Rotte. Die anderen im Dorf trauen den beiden Frauen nicht zu, den ärmlichen Hof weiterzuführen. Der Nachbar will den Grund für einen Spottpreis kaufen und setzt die Frauen immer mehr unter Druck. Als mit Elfis Hochzeit endlich wieder ein Mann an den Hof kommt, spitzt sich die Lage weiter zu und Elfi muss einen Weg finden, um sich aus diesem Machtgefüge zu befreien. Es ist der unvergleichliche Sound von Marcus Fischer, der die Abgründe eines Provinzdorfes in seiner beiläufigen Brutalität zutage bringt. Die Erzählstimme ist mal einfühlsam, fast liebevoll, dann wieder spitzzüngig, immer dicht an ihren Figuren: fesselnd und berührend.

Ein moderner Heimatroman, nicht im Dialekt geschrieben, aber ein ganz spezielle Schreibstil, in den man sich erst einmal einlesen muss.  Es gibt großartige Bilder des Dorfmilieus der Siebziger. Geschichte und Sprache bilden eine Einheit, runden den Roman ab, lassen den Lesenden in dieses Dorf hineinziehen. Und ein Heimatroman ist meist ja auch ein Kriminalroman … Frauenschicksale, Geschlechterrollen – eine Lisbeth und eine Elfi, die mehr auf dem Kasten haben, als man ihnen zutraut. Brutal in der Sprache und im Geschehen und zugleich ein berührendes Buch.

Textquelle Leykam Verlag

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